Sechstklässler lernen bei einer Rallye die Vöhler Verwaltung kennen
Vöhl – Den Bürgermeister haben alle schon gesehen, und vom Rathaus haben sie gehört. Aber was macht eigentlich der Bürgermeister, und wozu ist die Verwaltung da? Das haben am Mittwochvormittag Sechstklässler der Ederseeschule Herzhausen bei einer Rallye im Vöhler Rathaus erfahren.
Es ist Unterricht der ganz anderen Art. Auf interaktive Weise lernen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6b, wie man einen Ausweis beantragt, was es mit Steuern auf sich hat und wo geheiratet wird. Gruppenweise begeben sie sich von Amt zu Amt und müssen sich manchmal überwinden: anklopfen, sich vorstellen und Fragen stellen.
Der Rathauschef Karsten Kalhöfer begrüßt die Jungen und Mädchen sowie deren PoWi-Lehrer Olaf Berg und die Sozialpädagogin Müzeyyen Löwer im Sitzungssaal. Danach flitzen die Kinder die Treppenstufen hinauf und hinab, orientieren sich im Hauptgebäude und suchen die Ämter im Nebengebäude. Viele sind eifrig dabei; manche tun sich erst mal schwer in der unbekannten Umgebung.
„Kann ich hier neue Trikots für meinen Verein kostenlos erhalten?“, fragt Linus Brandau den Amtsleiter Dirk Beckmann im Büro für Kommunale Daseinsvorsorge und Gemeindeentwicklung. Denn dort steht was von Vereins- und Sportförderung. Dirk Beckmann erklärt, dass Vereine dort Anträge auf Förderung stellen können und die Gemeinde einen Zuschuss zahlt, „aber nicht die volle Summe“.
Mit Klemmbrett und Erkundungsbogen begeben sich die Schülerinnen und Schüler in die Büros, lernen die Rathaus-Beschäftigten kennen und notieren sich manche ihrer Namen. Karsten Kalhöfer berichtet, dass hier insgesamt 66 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt sind.
Dazu zählt auch Andrea Müller im Amt III. Das steht für Öffentliche Ordnung, Wahlen und Bürgerservice. Sie zeigt den Sechstklässlern, wie ein Personalausweis beantragt wird und was es mit einem vorläufigen Pass zu tun hat. „Um welche Angelegenheiten kümmern Sie sich noch?“, fragt Lou Klöcker. Sie erfährt, dass Andrea Müller und ihre Kollegen tagtäglich auch mit Führerscheinen, dem Ummelden von Autos und manchmal auch mit der Briefwahl zu tun haben.
Die 17-jährige Auszubildende im zweiten Lehrjahr, Anna-Lena Böhle, zeigt den Gruppen jeweils das besondere Trauzimmer im historischen Steinhaus nebenan. Sie selbst ist in Herzhausen zur Schule gegangen. „Das Projekt ist ein Versuch“, sagt Lehrer Olaf Berg. Seit dem vergangenen Jahr sei das Fach Politik und Wirtschaft nicht erst ab der siebten, sondern schon ab der fünften Jahrgangsstufe vorgesehen. Das Ziel sei es auch, das Verständnis für Demokratie zu stärken. „Der Besuch im Rathaus soll den Kindern vermitteln, dass die Gemeinde nicht etwas Abstraktes ist, sondern hier vor Ort zuständig in vielen Bereichen“, erklärt Olaf Berg. Es sei das erste Mal, dass eine sechste Klasse das Rathaus an einem ganzen Vormittag erforscht.
Auf die Erkundungstour folgt eine Fragerunde im Sitzungssaal. Eine Rathaus-Rallye knüpft daran an, und zum Abschluss besprechen sich alle in der Henkelhalle, wo, wie der Bürgermeister erklärt, viele politische Entscheidungen der Gemeinde getroffen werden.
Bericht und Fotos: STEFANIE RÖSNER, Waldeckische Landeszeitung
Beitragsbild: Herr Berg