Die EWF (Energiegesellschaft Waldeck-Frankenberg) ist für den Schülertransport im Landkreis Waldeck-Frankenberg verantwortlich. Die EWF betreut 45 Buslinien und im vergangenen Jahr haben die Busse insgesamt 5 Millionen Kilometer im Auftrag der EWF zurückgelegt.
Damit sie sich im Bus sicher fühlen können, führt die EWF zwei unterschiedliche Projekte an Schulen durch, die Busschule und die Schulbusscoutausbildung.
Die 1. Klasse der Ederseeschule in Herzhausen nahm in der vergangenen Woche an der Busschule teil.
Die Busschule ist das Projekt der EWF, in dem Kinder lernen, wie man sich richtig an der Bushaltestelle und im Bus verhält. Sie findet seit 2012 an Schulen im Landkreis statt und umfasst 1 Stunde Theorie und 2 Praxisstunden am Bus.
Frau Hörner-Zimmermann, Angestellte der EWF, führte die Busschule durch. Sie zeigte zunächst im Klassenraum einen Film, in dem am Beispiel der Kinder Anna, Felix und der Igelpuppe Willi die Sicherheit am und im Bus Thema war.
Nach einem kurzen Gespräch über den Film ging es dann zum Bus.
Die Kinder waren anfangs sehr aufgeregt, dann passten sie aber sehr gut auf.
Sie übten z.B. was passiert, wenn man zu wenig Abstand zum Bus hält. Der Bus fährt nämlich mit Überhang über die Bordsteinkante. Man kann mitgeschleift werden. Das kann sehr gefährlich sein.
Im Bus durften alle Kinder, nachdem sie den Fahrer freundlich begrüßt hatten, einmal auf seinem Platz sitzen und konnten so die toten Winkel in den Spiegeln vorn und hinten erkennen. So konnten sie gut nachvollziehen, warum niemand vor oder hinter dem Bus die Straße überqueren soll, wenn der Bus an der Haltestelle steht. Man kann einfach übersehen und überfahren werden.
Alle Kinder suchten sich im Bus einen Platz, schnallten sich an und klärten mit Frau Zimmermann, wo die Notknöpfe sind und dass man sie nur im Notfall benutzen sollte. Dasselbe gilt auch für das Hämmerchen, das nur in Notsituationen zum Einschlagen der Scheibe dient. Liegt der Bus auf der Seite, stellte ein Schüler fest, „kann man auch über die Luke an der Decke aussteigen.“
Danach bat Frau Hörner-Zimmermann die Kinder, eine Kartoffel in ihren Händen wie einen nackten Fuß zu wärmen. Dann legte sie zwei Kartoffeln in einen Schuh und ließ den Bus darüber fahren. Es knackste laut. Sie sprach zu den Kindern: „So sieht euer Fuß aus, wenn er von einem Bus überrollt wird.“ Einige Kinder konnten sich das sehr gut vorstellen und litten richtig mit.
Nach dieser Demonstration zeigte Frau Hörner-Zimmermann, wie es ist, wenn ein Schüler zwischen die Bustüren gerät. Die Türen öffnen sich sofort wieder und nichts Schlimmes passiert. So spürten die Schüler hautnah, wie sich das anfühlt. Dieses Gefühl gefiel den meisten nicht so gut.
Auf einer kleinen Tour durch Herzhausen machte der Bus dann noch eine Vollbremsung und die Kinder erlebten, mit welcher Kraft sie bei Tempo 30 nach vorne geschleudert wurden. Wie das bei einer höheren Geschwindigkeit, z.B. bei einem Unfall auf der Landstraße aussehen mag, darüber konnten die Kinder nur staunen.
Deshalb, so lernten sie, sollten sie auch auf jeden Fall den Ranzen im Bus immer absetzen. Denn der wirkt noch als zusätzliche Kraft bei einem Unfall.
Nach diesen spannenden Erfahrungen erhielten die Kinder von Frau Hörner- Zimmermann noch den Igel Willi als Kuscheltier zum Andenken geschenkt.
Das waren aufregende drei Stunden Busschule gewesen, die wie im Flug vergangen waren.
Neben der Busschule führt die EWF aber noch das Projekt für Schülerinnen und Schüler als Fahrzeugbegleiterinnen und Fahrzeugbegleiter an Schulen im Landkreis durch, die sogenannte Schulbusscoutausbildung. Diese betrifft in der Regel ältere Jahrgänge der Sekundarstufe 1.
Seit dem Jahr 2016 nimmt die Ederseeschule allerdings an einem Modellprojekt zusammen mit der Schule am Goldberg in Allendorf/Eder teil, das diese Ausbildung auch für die vierten Jahrgänge der Grundschule vorsieht.
Einige Wochen zuvor hatten die beiden vierten Klassen der Ederseeschule bereits an dem Projekt der Ausbildung als Fahrzeugbegleiterinnen und Fahrzeugbegleiter teilgenommen. In insgesamt bisher 9 Stunden (2 Stunden Theorie, 1 Stunde Präsentation und 6 Stunden Praxis am Bus) lernten die Kinder in Teams zu arbeiten und Konflikte im Bus zu lösen.
Mit Abschluss ihrer Ausbildung dienen sie den mitfahrenden Kindern als Ansprechpartner und versuchen die Busfahrkräfte während der Fahrt zu unterstützen. So sollen sie etwa darauf achten, dass die Kinder die in der Busschule erlernten richtigen Verhaltensweisen auch beachten und mischen sich z.B. ein, wenn Kinder Müll auf den Boden im Bus werfen oder andere und sich etwa beim Bussurfen gefährden.
Es gab sehr viel zu lernen, aber die vierten Klassen meisterten ihre Aufgaben mit viel Erfolg und Freude. So bekamen sie alle von Frau Hörner-Zimmermann, die auch diese Ausbildung leitete, eine Urkunde, einen Ausweis sowie Westen zum Zeichen, dass sie Busscouts sind, überreicht. Nun können sie im und am Bus für mehr Ruhe und Sicherheit sorgen. Die Kinder äußerten sogar, sie würden die Ausbildung sehr gern wiederholen, denn es hatte allen viel Spaß gemacht.
Die ersten Praxiserfahrungen wurden inzwischen gesammelt und werden in einer Reflexion Ende dieses Monats zusammen mit der EWF ausgewertet.